Willkommen DU Wanderer!

Komm, wer du auch seiest!
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Auch wenn du deinen Eid tausendmal gebrochen hast,
komm nur,und noch einmal:
komm.
Rumi


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Lokhas Samastha Sukino Bhavantu

23.06.2011

Yoga Nidra - Was ist das???



Yoga Nidra

Es ist Swami Satyananda Saraswati, dem Begründer der Bihar School of Yoga in Munger, Indien, zu
verdanken, dass uns heute eine Tiefenentspannung zur Verfügung steht, deren Wirkungen weit über
die gewohnte Vorstellung von Entspannung hinaus geht. Er nannte die aus der alten tantrischen
Wissenschaft entnommene Methode oder Übung Yoga Nidra. Durch ein eigenes Erlebnis motiviert,
studierte er die tantrischen Schriften. Aus den komplizierten und zeitaufwendigen Praktiken
entwickelte er ein neues System, das den heutigen Bedürfnissen angepasst ist, und unabhängig von
Alter, Religion oder Kultur von jedem angewendet werden kann.
Yoga Nidra als dauerhafter Zustand ist den Yogis seit undenklichen Zeiten bekannt und dieser
Zustand ist universal, jeder kann ihn erlangen. Die Übung Yoga Nidra jedoch, so wie sie heute
vielerorts bekannt ist, ist eine von Swami Satyananda entwickelte Übung oder Technik. Sie bildet
praktisch die Essenz seines ganzen von ihm entwickelten Systems, das heute als Satyananda Yoga
bekannt ist.
Die Mängel des modernen technologischen Lebensstils werden heute von vielen sensiblen
Menschen wahrgenommen, was zur Folge hat, dass Entspannungsangebote wie Pilze aus dem Boden
schießen. Nur wenige davon werden jedoch dem Anspruch gerecht, wissenschaftlich fundiert zu sein
und eine tiefe und systematische Entspannung auf allen Ebenen zu ermöglichen. Genau das ist das
Besondere der Tiefenentspannung Yoga Nidra. Mit Yoga Nidra erhält der Einzelne etwas an die
Hand, womit er grundlegende Veränderungen in seinem Leben vornehmen kann. Das hat
zwangsläufig seine Auswirkung auf die Gesellschaft. Yoga Nidra ist der bewusste, der dynamische
oder auch der psychische Schlaf, und diese Übung wird hier beschrieben.
.
Der klassische Yoga Weg


Aus der Fülle der alten Yogaschriften nimmt ein Werk mit Sicherheit einen besonderen Platz ein. Es
ist das "Yoga Sutra" von Patanjali. Über Patanjali ist wenig bekannt; er soll ein- oder zweihundert
Jahre vor Christus gelebt haben. Jedoch ist er es, der in genialer Weise den bis dahin vielschichtigen
Yoga als klaren Übungsweg in acht Stufen dargelegt hat, wofür er nur 196 Aphorismen (Verse)
benötigte. Um menschliche Vollkommenheit zu erlangen, müssen die verschiedenen Elemente der
menschlichen Natur erkannt und beherrscht werden, was durch einen systematischen Übungsweg
möglich ist. Zuerst soll der Körper von Rastlosigkeit und Unreinheit befreit werden, dann wird das
Denken geläutert und beruhigt. So erst wird es möglich, sich den nächsten Stufen, Konzentration und
Meditation, spannungsfrei und ohne Ablenkung zu widmen. Auf diese Weise kann der Mensch
wahrhafte innere Freiheit erlangen. Die von ihm genannten acht Stufen müssen wir durchlaufen,
wollen wir den höchsten Bewusstseinszustand und damit Freiheit erlangen. Diese Stufen sind:



Yama (5 Regeln für das äußere Verhalten),

Niyama (5 Regeln für den inneren Umgang),

Asana (Erkennen des Körpers),

Pranayama (die Ausdehnung der Dimension von Prana, Lebensenergie),

Pratyahara (Loslösung des Geistes von den Sinneseindrücken),

Dharana (Konzentration),

Dhyana (Meditation),

Samadhi (Zugang zu allen Bereichen des BewusstseinsErleuchtung
).

Patanjali gibt schon im zweiten Sutra Auskunft auf die entscheidende Frage, was Yoga ist:

yoga chitta vritti nirodaha

„Das Meer des Bewusstseins von den Mustern oder Wellen zu befreien, ist Yoga“.
Das Wort Vritti bedeutet Welle oder Ausprägung des Bewusstseins (chitta). Die Chitta Vrittis sickern
in das Gehirn, verursachen eine Veränderung seines elektrischen Potentials, insbesondere in der
Großhirnrinde, und bilden ein Gehirnwellenmuster. Diese Vrittis hat er in fünf Grundmuster
eingeteilt:

(i) rechtes Wissen - pramana,
(ii) falsches Wissen - viparyaya,
(iii) Phantasie oder Einbildung - vikalpa,
(iv) Schlaf oder Nichtbewusstheit – nidra,
(v) Erinnerung - smriti.


Eines der fünf Vrittis ist also Nidra, Schlaf oder Nicht-Bewusstheit, das zweite Wort im Begriff Yoga
Nidra. Schlaf oder Nicht-Bewusstheit ist nicht nur der vorherrschende Zustand in der Nacht. Unser
ganzes Leben ist davon geprägt. Meist sind wir mit unseren Gedanken entweder in der Vergangenheit
oder in der Zukunft, selten jedoch im Hier und Jetzt. Da das jedoch der einzige Moment ist, in dem
Leben wirklich stattfindet, in dem wir frei sind von Ängsten, Sorgen, Problemen, Stress und
Überforderung, versuchten Weise und Seher von frühester Zeit an, Wege aufzuzeigen, um diesen
bewussten Zustand zu erlangen. Und das genau ist der Sinn der Übung Yoga Nidra.


Die Übung Yoga Nidra bedeutet, "bewusster Schlaf" oder "dynamischer Schlaf", ein Zustand,
in dem sich alle Ebenen des Bewusstseins bewusst betreten lassen. Yoga Nidra hat einen ganz
bestimmten systematischen Ablauf. Die Übung führt von der äußeren Ebene der Wahrnehmung
systematisch in tiefere Ebenen des Seins und von dort wieder systematisch zurück. Darin eingebettet
sind verschiedene Elemente mit einem klaren Aufbau, von den Anfängen bis zur hohen Schule von
Yoga Nidra.


Die einzelnen, logisch nachvollziehbaren Schritte der Übung bleiben selbst für den
Übenden deutlich erkennbar. Die verbale Führung erfordert Übung, um sich mit dem so wichtigen
monotonen Sprechen vertraut zu machen. Die Angaben von Swami Satyananda Saraswati in seinem
Buch "Yoga Nidra" sind klar und präzise.
Auch wenn die einzelnen Elemente dem jeweiligen Übungsgrad entsprechend variiert werden
können, bleibt die Grundstruktur immer erhalten:


Vorbereitung;
Führung durch Shavasana, die Totenhaltung, Körperwahrnehmung, Atemwahrnehmung.

Entspannung,
die von allein entsteht, wenn die Achtsamkeit durch den Körper, zum Atem, zu
Geräuschen etc. gelenkt wird.

Sankalpa
Vorsatz, Entschluss.

Kreisen der Wahrnehmung durch den Körper.
Atem, beobachtet auf unterschiedlichen Wegen.

Gegensatzpaare;
Wachrufen von verschiedenen gegensätzlichen Empfindungen, z. B. schwer/leicht.

Bildgeschichten;
Übung des Wachrufens verschiedener beweglicher Bilder.
Visualisierung von Bilderfolgen in schneller Wiederholung aus einer großen Bilderauswahl.

Innerer Raum;
Betreten von chidakasha, den Raum des Bewusstseins vor den geschlossenen Augen.

Sankalpa,
zur Vertiefung.

Abschluss;
systematische Rückführung in die äußere Welt.


Eine verbale Führung ist, zumindest für eine lange Anfangszeit, sehr wichtig. Möchte man
andere durch die Übung führen, muss man sich zuerst über eine lange Zeit selbst führen lassen. Nur so
wird es möglich sein, die Übung so anzusagen, als mache man sie selbst. Sie wird von innen in
korrekter Reihenfolge abgerufen und nicht einfach vorgelesen. Die Haltung ist eher die eines
unbeteiligten Zuschauers, die Stimme mehr oder weniger monoton. Das erfordert ein gutes Training.
Betrachtet man den Aufbau der verschiedenen Stufen, lässt sich erkennen, dass mehr als ein
Drittel der Übung der Wahrnehmung des Körpers gilt.

Während dieser Zeit geht es darum, Körper und
Geist zu einer Einheit zu führen, was sie ja auch sind, was wir jedoch im Alltag selten beachten. Ist
die Wahrnehmung auf den Körper gerichtet, können die Gedanken nicht ausbrechen und eigene Wege
gehen. Die Aufforderung, während der ganzen Übung achtsam zu bleiben, taucht immer wieder auf;
es ist die einzige Regel für Yoga Nidra.


Kreisen der Wahrnehmung durch den Körper
Wenn die Wahrnehmung durch den Körper geführt wird, von einem Körperteil zum nächsten, wird
eine immer wiederkehrende Folge festgelegt, die sich nicht ändert. Der Name des Körperteils wird
gedanklich wiederholt. Diese Praktik entspringt eine Jahrtausend alter Übung aus dem Tantra mit dem
Namen nyasa. Sie erhöht den Fluss pranischer Energie im Nervenkreis des motorischen Homunkulus.
Durch diesen Strom nimmt man subjektiv Entspannung, Erleichterung oder "Loslassen" wahr, denn es
entsteht eine sofortige Trennung des Bewusstseins von den senso-motorischen Wahrnehmungskanälen.
Die Sinne ziehen sich von den Sinnesobjekten zurück. Das ist der so wichtige Zustand
von Pratyahara, der fünften Stufe aus Patanjalis „Yoga Sutra“ (siehe Anfang). Jeder der berührten
Körperteile hat einen Gegenpunkt im Gehirn, das sich durch diese Übung zutiefst entspannen kann.
Gleichzeitig wird jeder Körperteil durch die gedankliche Wiederholung des Namens mit Energie aufgeladen.


Dieser Teil der Übung ist besonders wichtig und zeigt eine deutliche Verbindung zwischen der
modernen Neurochirurgie und der Meditationstechnik Yoga Nidra, die der Tantra Lehre entspringt.
Wer mit Yoga Nidra vertraut ist, wird die Markierungen auf der sensor-motorischen Hirnrinde als
genau die Teile des Körpers erkennen, die bei der Körperreise mit der Wahrnehmung berührt werden.
Das Gehirn ist unser Instrument, um Körper, Gedanken und Gefühle zu einer harmonischen
Einheit zusammenzufügen. Der Neurochirurg wirkt auf den Körper ein, indem er das Gehirn
stimuliert. Der Yoga Nidra Schüler beginnt am anderen Ende des Nervenweges - er steigert die
Körperwahrnehmung und stimuliert damit das Gehirn. Indem die Wahrnehmung zu den diversen Körperteilen getragen wird, entsteht nicht nur eine körperliche Entspannung, sondern gleichzeitig werden auch alle Nervenbahnen zum Gehirn gereinigt.

Ist zum Schluss dieser Stufe der ganze Körper
in der Wahrnehmung, wird die gesamte Oberfläche des Gehirns berührt. In Yoga Nidra wird daher das
Bewusstsein entspannt, indem sich der Körper entspannt.


Gegensatzpaare

Auch das Wachrufen gegensätzlicher Empfindungen hat einen harmonisierenden Einfluss auf das
Gehirn. Bei einem ausgeglichenen, in sich ruhenden, offenen und kreativen Menschen sind die beiden
Hirnhemisphären in Balance, beide können jederzeit abgerufen werden und arbeiten sogar zusammen.
Auf die meisten Menschen trifft das nicht zu, weshalb sich unser Leben in einem ständigen Auf und
Ab befindet. Während Yoga Nidra wird dazu aufgefordert, gegensätzliche Gefühle in schnellem
Wechsel aus den Tiefen des Bewusstseins an die Oberfläche zu holen, sich zu er-innern. Mit Hilfe
dieser Übung stellen wir die so notwendige Verbindung zwischen den beiden Hirnhemisphären her, wodurch ganz neue Fähigkeiten entdeckt und freigesetzt werden.
Wachen, Träumen, Schlafen und Yoga Nidra
Einen größeren Zugang zu unserem Bewusstsein zu erlangen, von dem wir laut moderner
Wissenschaft nur ein Zehntel nutzen, während neun Zehntel inaktiv sind, ist ein wichtiger Aspekt von
Yoga Nidra. Yogis, Psychologen und Physiologen sind sich darin einig, dass es drei fundamentale und
unterschiedliche Erscheinungsformen des individuellen menschlichen Bewusstseins gibt.

Es sind die
Zustände von Wachsein, Traum und Tiefschlaf. Jeder davon, auch der Grenzbereich von Yoga Nidra,
konnte mit einem bestimmten Muster in der elektrischen Hirnaktivität, den Gehirnwellen, in Verbindung
gebracht werden (siehe Tabelle). Während alle drei Zustände zum Leben gehören und zu
unterschiedlichen Zeiten erfahren werden, halten die meisten Menschen den Wachzustand für den
einzig realen. Über den Traumschlaf- und den Tiefschlafzustand ist sehr wenig bekannt. Die moderne
Forschung hat uns jedoch inzwischen viele Hinweise auf die psycho-physiologischen Funktionen und
Merkmale des Schlafs gegeben, und dies hat eine wissenschaftliche Analyse von Yoga Nidra in
vielfacher Form möglich gemacht.
Bewusstseinsebenen
Um in den Zustand des bewussten Schlafs zu gelangen, muss sich das Muster der Gehirnwellen
ändern.

Das menschliche Gehirn befindet sich in einem fortwährenden Zustand elektrischer Aktivität,
die von einem EEG (Elektroenzephalograph) in Form von Gehirnwellen gelesen werden kann. Durch
das Anbringen von Elektroden auf der Kopfhaut und die Weiterleitung über Verstärker zu einem
Kathodenstrahl-Oszillographen wird die elektrische Aktivität des Großhirns aufgezeichnet.

Im Wachzustand ist das Bewusstsein durch die Sinneserfahrung mit der Außenwelt
beschäftigt. Hier herrschen die Betawellen vor, es ist ein schneller Rhythmus, die Frequenz beträgt 14
– 20 Hz und mehr (Schwingungen pro Sekunde).

Während der Traumphase ist das Unterbewusste
vorherrschend, unterdrückte Wünsche, Ängste, Verbote und tiefsitzende Eindrücke (samskaras)
werden aktiv; Thetawellen treten als große 'Zwischenwellen' mit einer Frequenz von 4 – 8 Hz auf.

Im Tiefschlaf zeigt sich das Unbewusste, die Quelle aller Instinkte und Triebe sowie tief eingegrabener
Erfahrungen aus früheren Evolutionsstufen. Im Gegensatz zum Traumzustand gibt es keinerlei
mentale Aktivitäten, alle Schwankungen verschwinden. Die Samskaras und die vasanas (die
latenten Wünsche) sind inaktiv, Bewusstsein und Körper sind wie gelähmt. Sowohl Bewusstsein als
auch Prana (Lebensenergie) ziehen sich aus den physischen und mentalen Bereichen zurück und
richten sich zur nicht sichtbaren kreativen Quelle. Hier zeigen sich die langsamen Deltawellen
(Frequenz 0,5 - 4 Hz); es ist die fundamentale rhythmische Schwingung des sichtbaren Universums.

Bewusstseinszustände
Stufe Bew. Zustand Psycholog. Muster Hirnwellen Hirnwellen Erfahrung
1 Wachsein Wachbewusst Beta
13 – 40 Hz

Sinnliche
Wahrnehmung
2 Yoga Nidra Höchstes Bewussts.
(Turiya)

Hypnagogische
Grenzlinie zwischen
Schlafen und Wachen
Alpha
8 – 13 Hz

Tiefenentspannung
mit Achtsamkeit
Kreativität 3

Traumschlaf Unterbewusst 4-7 Hz Theta
4 – 8 Hz

Freisetzung von
Gefühlen,
unterdrückten
Ängsten und
Wünschen 4

Tiefschlaf Unbewusst 0,5-4 Hz Delta
0,5 – 4 Hz
Erwachen von
Instinkten und
Urbedürfnissen

Der hypnagogische Zustand
Die Rhythmen Beta, Theta und Delta gehören somit zu den uns bekannten drei Bewusstseinsebenen –
wachbewusst, unterbewusst und unbewusst. Zwischen Wachzustand und Traum liegt eine weitere sehr
wichtige Bandbreite der Wahrnehmung und der Erfahrung; in der Psychologie wird dies als der
'hypnagogische Zustand' bezeichnet. Es sind Alphawellen (8 – 14 Hz), die dann auftauchen, wenn wir
bewusst sind. Auch im Alltagsleben sind sie präsent, werden jedoch völlig von den Betawellen
überlagert, wenn wir uns im Zustand des Nichtbewusstseins (Nidra) verlieren. Der Alpha-Zustand ist
darüber hinaus charakteristisch für den Übergang vom Wachen zum Schlafen und zurück. Diese Übergangsphase
dauert meist nur wenige Sekunden. Hier zeigt sich eine tiefe und wachsende Entspannung,
die Muskeln lockern sich, Haltungsverspannungen lösen sich, die Wahrnehmung der Außenwelt verliert sich.

Während die Realität des Wachzustandes langsam erlischt, tritt an ihre Stelle der Zustand
des Tiefschlafs oder der Traumerfahrungen; am Morgen nach dem Aufwachen ist der Weg umgekehrt.
Der Yoga Nidra-Zustand entsteht somit auf der Grenzlinie zwischen Wachen und Schlafen.
Verharren wir wachsam und bewusst zwischen Wachen und Schlafen im Alphazustand, erlangen
wir eine tiefe und vollkommene Entspannung. Das ist nicht nur sehr viel wirkungsvoller und
wohltuender als normaler Schlaf, sondern es ist auch ein hilfreicher Weg zur Heilung vieler Störungen
und Krankheiten, besonders dann, wenn es sich um psychosomatische Erkrankungen handelt. Es ist
der ideale Zustand für Lernen, und ein großes Arbeitspensum kann mühelos erledigt werden. Darüber
hinaus ist es die Pforte zu einer höheren Bewusstseinsebene.
Die meisten Menschen schlafen, ohne ihre drei Spannungsarten, die Muskelverspannungen,
die Mentalverspannungen und die Gefühlsverspannungen, vorher aufzulösen, weil sie sofort vom Betazustand
in den Deltazustand hineingleiten, ohne vorher die Alphaplattform mit der Möglichkeit der
ganzheitlichen Entspannung zu durchlaufen. Das erklärt, warum so viele Menschen am Morgen müde
und zerknirscht aufwachen. Auch während des Schlafs kann tiefe Entspannung nur dann entstehen,
wenn sich die Alphawellen verstärken und ein geringes Maß an Bewusstheit vorhanden ist.

Im
Unterschied zum ungeübten Schlaf, in dem die Alphawellen gänzlich absinken, wird in Yoga Nidra
eine Zwischenstufe errichtet, auf der die Alphawellen konstant bleiben, weil die Bewusstheit erhalten
bleibt und somit tiefe Entspannung vorherrscht; es ist die Stufe zwischen dem betadominanten Wachzustand
und dem langsamen Delta-Rhythmus des Tiefschlafs. Durch Yoga Nidra schaffen wir eine
hohe und wirkungsvolle Qualität des Ausruhens; der Körper wird erfrischt und der Geist rein und klar.
Presse: Visionen – yoga nidra 23. Juni 2009
Die Erfahrung des Alpha-Zustands ist für die meisten Menschen kurz vorm Einschlafen und
nach dem Aufwachen möglich. Oft sind es jedoch nur wenige Sekunden oder Minuten. Diese Zeiten
systematisch auszudehnen und den Bewusstseinsfaden festzuhalten, von wenigen Sekunden auf
fünfzehn, dreißig oder mehr Minuten, wird durch die Übung möglich. So können wir mit bewusster
Wahrnehmung schlafen und bewusst unseren Alltag leben. Durch bewusstes Schlafen und Träumen
lässt sich die psychische Ebene betreten. Wir erhalten Zugang zu ungeahnten Fähigkeiten und
erkennen, wer wir sind, was der Sinn unserer Existenz ist.

Es lässt sich der vierte yogische
Bewusstseinszustand (turiya) erfahren, der über dem individuellen Bewusstsein liegt. Durch Yoga
Nidra bekommen wir Kontakt zu der Quelle der Selbsterkenntnis und der Inspiration, die in jedem
von uns ruht.
„Neurophysiologisch spiegelt sich diese erhöhte Bewusstheit in der elektro-physiologischen
Hirntätigkeit wider, durch die sich die Tätigkeit der höheren Hirnrinde (Kortex) verbessert - dies ist
das zuschauende, das 'bewusste Gehirn’; gleichzeitig erhöht sich die Kontrolle über das 'emotionale
Gehirn' mit dem limbischen System, und seine Erregbarkeit reduziert sich. Ein Mensch mit einem
hohen Grad innerer und äußerer Wahrnehmung und einer gleichzeitig sinkenden emotionalen
Reaktion ist Ausdruck für diese Weiterentwicklung.


Yoga Nidra führt somit zu immer höherer Selbstwahrnehmung, durch die sich ein Kontrollund
Regulierungsmechanismus im Gehirn aufbaut. Sie zeigt sich durch größere autonome Stabilität
und verbesserte emotionale Steuerung sowie einer wachsenden Kraft, sein Schicksal selbst in die
Hand zu nehmen.“

(aus: “Yoga Nidra”, von Swami Satyananda Saraswati.
Erschienen im Satyananda Yoga Zentrum e.
V., Ananda Verlag, Köln)

Visualisierungen

Im letzten Drittel der Übung können Geübte die Kraft der Visualisierung einsetzen. In einem Moment,
in dem der langsame Delta-Rhythmus zusammen mit dem Alpha-Rhythmus vorherrschend sind, das
ganze Gehirn, das gesamte Bewusstsein zutiefst entspannt sind, lassen sich die tiefen Schichten des
Unbewussten betreten. Das geschieht, in dem universale Bilder aufgerufen werden, was schnell
geschehen muss, damit der Übende sich nicht in den Tiefen verliert. Alte Einprägungen kommen an
die Oberfläche und werden noch einmal erlebt. Dieses erneute Erlebnis ist völlig wertfrei und die
oftmals traumatische Fessel löst sich mühelos.

Sankalpa

Jeder Vorsatz, jeder Entschluss erfordert einen ausbalancierten Bewusstseinszustand, der mit innerer
und äußerer Entspannung einhergeht. Oft wird das nicht beachtet, jeder Tag fließt über mit guten
Vorsätzen, nur wenige jedoch lassen sich verwirklichen. Das erzeugt Unzufriedenheit. Sankalpa ist
ein Sanskritwort und kann als Entschluss oder Vorsatz übersetzt werden. Es ist eine wichtige Stufe
von Yoga Nidra und gleichzeitig eine kraftvolle Methode, um der Persönlichkeit eine positive
Richtung zu geben. Das Sankalpa ist eine kurze mentale Aussage, die in das Unterbewusste gelegt
wird. Dies geschieht in einem Moment, in dem das Unterbewusste entspannt und aufnahmebereit ist,
und das ist es im Zustand von Yoga Nidra. Nachdem der Same in Form des Sankalpas gelegt wurde,
zieht er die dort ruhenden unendlichen geistigen Kräfte in sich zusammen, um sie aufblühen zu lassen.
Keine Persönlichkeit ist unveränderbar, keine Angst ist so tief verwurzelt, dass sie nicht durch eine
solche Kraft ausgerissen werden kann.
Der Sinn des Sankalpas liegt nicht darin, sich Wünsche zu erfüllen, sondern die Struktur des
Geistes und die innere Willenskraft zu stärken. Das Sankalpa ist eines der wichtigsten Elemente von
Yoga Nidra. Die daraus hervorgehende Kraft muss behutsam gepflegt werden.

Presse: Visionen – yoga nidra 23. Juni 2009


Yoga Nidra als Lösung weltweiter Probleme

Swami Satyananda Saraswati sieht die Weltprobleme nicht vorrangig in Hungersnot, Armut, Drogen
oder Kriegsangst, sondern in aufgestautem Stress und Verspannungen des Einzelnen, die durch
ständige Überforderung des Nervensystems entstehen. Diese inneren Spannungen des Menschen
liegen den kollektiven psychischen Spannungen zugrunde und sind der Ausgangspunkt für
unglückliches Familienleben, für Chaos und Unordnung im gesellschaftlichen Leben, für Aggression
und Kriege zwischen den Nationen. Der innere Frieden ist Voraussetzung für äußeren Frieden. In
Munger (Indien) öffneten sich 1995 die Tore zur ersten Yoga Universität der Welt, Bihar Yoga
Bharati. Hier gehört Yoga Nidra in den normalen Lehrplan. Die Studenten aus aller Welt, mit
unterschiedlichen Erfahrungen, Kulturen, Muttersprachen, werden täglich durch die Übung geführt,
und gleichzeitig studieren sie den theoretischen Hintergrund mit physischen, psychologischen,
philosophischen und praktischen Aspekten. Ein yogisches Studium, das auf professionelle Ausübung
in Wirtschaft, Bildung und im Gesundheitswesen vorbereitet, ist ein Garant dafür, dass eine Methode
wie Yoga Nidra für die Entwicklung und für das Wohl der Menschheit ihren Platz findet.

Presse: Visionen – yoga nidra 23. Juni 2009