Fast alle geistigen Traditionen Indiens wurzeln in den Veden, den ältesten heiligen Schriften Indiens. Yoga ist eine dieser Traditionen.
Die Upanishaden sind uns als der Wissensteil der Veden bekannt und zählen zu den Sruti - Schriften.
Die indische Tradition unterscheidet zwei Arten von Schriften. Sruti: Das sind die Veden und die Upanishaden.Sie enthalten allgemeingültige, zeitlose und spirituelle Wahrheiten. Sie sind frei von persönlichen Aussagen, Geboten, Verboten und jedweder Moral. Smrti: Dabei handelt es sich um relatives, zeit- und kulturbedingtes Wissen. Dieses Wissen ist geprägt von Moral und Verhaltensweisen, welches von einer jeweiligen Person (z. B. dem Autor des Textes) abhängt.
Hier in den Upanishaden finden wir auch die ersten Quellen über Yoga. Upa - nahe, ni - nieder, schad - sitzen. Der Schüler sitzt zu den Füßen des Lehrers.
Die Upanishaden werden in einer nicht so wörtlichen Übersetzung auch "Geheimlehre" genannt. Die mythologische Bedeutung der Upanishaden heißt "das Göttliche ist nahe".
Die Brhadaranyaha - Upanishade ist die älteste Upanishade und ca 900 bis 800 v. Chr. entstanden. Bis zur Zeitwende sind alle klassischen Upanishaden entstanden.Wahrscheinlich gibt es an die 200, klassisch spricht man von 108 Upanishaden, weil es die heilige Zahl ist.
Zentrale Begriffe in den Upanishaden sind unter anderem Brahman und Atman. Brahman ist das Ewige, Unvergängliche, absolute, die höchste nicht - duale Wirklichkeit, ist das Selbst, ist das OM, ist Freude, gestaltlos, Ursprung allen Seins und Bewegung in der Ruhe. Atman ist das Selbst, das wesensgleich mit Brahma ist, mit dem Zustand von Advaita dem Lenker, unsterblich, die Allseele, die sich in der Einzelseele manifestiert. Es ist, was die gesamte Schöpfung hervorbringt.
Auch der Begriff Prana begegnet uns und bedeutet die Urkraft und Sonne, Rayi ist Materie und Mond. Im Menschen wirkt Prana in fünffacher Gestalt:
Prana - einstrahlende Lebenskraft
Apana - ausstrahlende Lebenskraft
Samana - assimilierende Lebenskraft
Vyana - verteilende Lebenskraft
Udana - aufsteigende Lebenskraft
Wir lernen außerdem OM und die vier Bewußtseinszustände kennen.
A - Wachzustand
U - Traumzustand
M - Schlafzustand.
Der Wachzustand ist das normale, aktive Leben über welches wir aktiv verfügen können. Der Traumzustand wiederspiegelt das Unterbewusstsein über das Tagesgeschehen. Es ist von psychischer Natur, stellt eine Wirklichkeit des Menschen dar, über das wir allerdings nicht aktiv verfügen können. Der Schlafzustand dagegen ist weder Wach- noch Traumzustand. Es stellt das Urbild des glückseligen Zustandes dar, voller Ruhe und Frieden. Wir sind uns über diesen Zustand nicht bewusst und können nicht aktiv darüber verfügen.
AUM - OM gilt als Abbild unserer normalen Welt und der drei Bewusstseinszustände. Darüber hinaus gibt es den vierten Bewusstseinszustand. Dieser enthält die drei Elemente der anderen, geht aber weit darüber hinaus. In diesem Zustand behält man die Aktivität des Wachzustandes, die aber nicht aktiv beeinflussbar ist. Gleichzeitig erhält man Ruhe und den Frieden des Schlafzustandes.
Außerdem berichten uns die Upanishaden über die drei Eigenschaften der Natur, auch Gunas genannt:
Sattva ist das Individuelle Bewusstsein und die Denkfähigkeit
Rajas, die Energie oder Prana ist unendlich, bringt Dinge in Bewegung, nur die Wirkung ist unsichtbar
Tamas, Materie oder Trägheit ist vergänglich, dicht, fest und träge.
Im Yoga streben wir die erste Eigenschaft Sattva an. Auch über die fünf Verhüllungen Brahmans geben uns die Upanishaden Auskunft.
Die Verhüllungen der Materie: Anna - Maya - Kosha
die Verhüllungen der Energie: Prana - Maya - Kosha
die Verhüllungen des Denkbewusstseins: Mano - Maya - Kosha
die Verhüllungen der Erkenntnis: Vijnana - Maya - Kosha
die Verhüllungen der Seligkeit: Ananda - Maya - Kosha.
Aus dem Nachdenken über das Selbstverständnis des Menschen, über den Sinn des menschlichen Lebens und über Gott als den Schöpfer dieser Welt, sowie der Beziehung zwischen Gott, Welt und Mensch entstanden Fragen-Gespräche-Antworten, die wir in den Upanishaden neben ersten Anweisungen zur Meditation wiederfinden. Für den Leser der Upanishaden dürfte es nicht ausreichen, die Texte und ihre Inhalte zu kennen. Um wirklich zu wissen, brauchen die Aussagen der Upanishaden der persönlichen Meditation und Einsicht.
Dort ist die Fülle, hier ist die Fülle;
aus der Fülle entsteht Fülle;
entnimmt man der Fülle die Fülle,
selbst dann bleibt die Fülle.
aus der Isha-Upanishad
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