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Lokhas Samastha Sukino Bhavantu
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Lokhas Samastha Sukino Bhavantu
20.02.2010
Yamas und Nyamas
Yamas
Yama (Sanskrit, m., यम yama, Enthaltung, Selbstkontrolle) ist die erste Stufe des Raja Yoga (bzw. Ashtanga Yoga oder Kriya Yoga) nach Patanjali und stellt eine Art Verhaltenskodex dar. Die weiteren sieben Stufen des Raja Yoga sind Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.
Es werden insgesamt fünf Yamas beschrieben: Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya und Aprigraha. Sie sind Bestandteil des Sadharana Dharmas, allgemeine Verhaltensregeln der Hindus.
1. Ahimsa
Himsa bedeutet im Sanskrit Gewalt oder Grausamkeit. Ahimsa, die Nicht-Gewalt, meint aber mehr als nur die Abwesenheit von Gewalt. Unter Ahimsa versteht man auch Freundlichkeit, Zugewandtheit und Rücksichtnahme – einen wohlüberlegten Umgang mit allen Lebewesen und mit sich selbst. Es bedeutet allerdings nicht, dass man sich im Angriffsfall nicht verteidigen darf. Ahimsa ist auch keine übersteigerte Enthaltung von jedem Töten auch noch so kleiner Tiere. Anders als manchen buddhistischen Mönchen wäre es einem Raja-Yoga-Betreibenden möglich, einen Garten umzugraben, selbst wenn dabei kleine Tiere wie zum Beispiel Würmer zu Tode kommen. Ahimsa soll in Gedanken, Worten und Taten praktiziert werden. Das bedeutet, nicht negativ über jemanden zu sprechen oder zu denken, da dies eine schädigende Wirkung auch für den Betroffenen selbst haben würde.
In einem weiteren Sinne bedeutet Ahimsa, den Wunsch zu Töten zu überwinden. Das beinhaltet, dass die klassischen Yogapfade eine vegetarische Ernährung vom Schüler fordern. Ahimsa ist sozusagen die Grundlage für eine erfolgreiche Yogapraxis, bei der die Entwicklung der seelischen Fähigkeiten im Vordergrund steht. Gewaltanwendung gegen andere aufzugeben, beruht auf der Erkenntnis der gemeinsamen Wurzeln, und ist zuletzt auch ein Anerkenntnis an das eigene Sein und an das Lebensprinzip überhaupt. Die klassischen Yogatexte (zum Beispiel Yogasutra von Patanjali, 3. Kap.) berichten davon, dass fortgeschrittene Praktiker enorme psychische Fähigkeiten erlangen können. Ein Mensch, der nicht in Ahimsa gefestigt ist, wäre für sich und andere u.U. ein großes Risiko. Daher stellt die Auseinandersetzung mit dieser Thematik eine für die Praxis nicht zu vernachlässigende Größe dar.
2. Satya
Satya bedeutet im Sanskrit Wahrhaftigkeit, Wahrheit. Gemeint ist, in Worten, Taten und Gedanken wahrhaftig zu sein und stets die Wahrheit zu sagen. "Je wahrhaftiger ein Mensch spricht, desto mächtiger werden seine Worte" Zitat von T.K.V. Desikachar. Wahrhaftig sein bedeutet auch, sich nicht selbst zu belügen, sich selbst auch unangenehme Dinge einzugestehen, zum Beispiel wenn man einen Fehler gemacht hat. Doch nicht immer ist es im Sinne von Satya erstrebenswert, die Wahrheit zu sagen, denn sie könnte andere verletzen. Satya bedeutet, zu bedenken, was wir sagen, wie wir es sagen und auf welche Weise es jemanden treffen kann. Ein bewusster Umgang mit Worten also, und das bedeutet auch, dass es manchmal besser ist, zu schweigen.
3. Asteya
Steya bedeutet im Sanskrit Diebstahl, asteya ist das Gegenteil und bedeutet, nichts zu nehmen, was einem nicht gehört. Das bezieht sich nicht nur auf materielle Dinge, sondern zum Beispiel auch auf geistiges Eigentum: man soll sich nicht mit "fremden Federn schmücken". Es bedeutet auch, wenn einem jemand etwas anvertraut (Dinge oder Gedanken), diesen Menschen nicht zu enttäuschen.
4. Brahmacharya
Brahma bedeutet im Sanskrit das Wesentliche, das Eine Wahre – car bedeutet bewegen – brahmacarya ist also die "Bewegung auf das Wesentliche hin". Brahmacharya wird in manchen Richtungen/Schulen des Yoga als sexuelle Enthaltsamkeit interpretiert. Meistens ist gemeint, dass der Yogi sein Leben und seine Beziehungen zu Menschen und Dingen so gestaltet, dass sie seinem Streben nach Weisheit und seinem Verständnis der höchsten Weisheiten förderlich sind. Sinnliches Vergnügen wird hier nicht untersagt, Yogis sollten nur darauf achten, dass sie sich nicht in ihnen verlieren, sich nicht durch sie beherrschen lassen und dabei die Richtung verlieren.
5. Aparigraha
Aparigraha bedeutet im Sanskrit Nicht-Zugreifen. Gemeint ist, immer nur das anzunehmen, was angemessen ist, keine vermeintlich "günstigen" Gelegenheiten auszunutzen (Mitnahme-Mentalität) und keine anderen Menschen auszunutzen. Auch bei der Annahme von Belohnungen und Geschenken soll der Yogi sich zurückhalten, denn sie tendieren dazu, dem Beschenkten Verpflichtungen und Bindungen zu schaffen.
Literatur
T.K.V. Desikachar: Yoga – Tradition und Erfahrung Verlag Via Nova, ISBN 3-928632-00-0
Niyama (Sanskrit, m., नियम, niyama, Verhaltensregel, Einschränkung) ist die zweite Stufe des Raja Yoga (bzw. Ashtanga Yoga oder Kriya Yoga) nach Patanjali und stellt eine Art Verhaltenskodex dar. Die anderen sieben Stufen des Raja Yoga sind Yama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.
Nyamas
Es werden insgesamt fünf Niyamas beschrieben: Shauca, Samtosha, Tapas, Svadhyaya und Ishvarapranidhana.
1. Shauca
Shauca bedeutet im Sanskrit Sauberkeit, Reinheit, das "Geklärte" - gemeint sind ein innerer und ein äußerer Aspekt. Äußerlich ist schlicht körperliche Hygiene gemeint, innerlich geht es einerseits um die gesunde und von keinen Unreinheiten blockierte Funktion des Körpers, andererseits um die Klarheit des Geistes. Die asana (Yogahaltungen) und das pranayama (Atemübung) gelten als wesentliche Mittel zur Erlangung der inneren Reinheit. Außerdem gibt es im Yoga eine Reihe von Kriyas (Reinigungsübungen).
2. Samtosha
Samtosha bedeutet im Sanskrit Genügsamkeit, Bescheidenheit, Zufriedenheit. Oft ist es ja so, dass Menschen bestimmte Erwartungen haben, gewünschte Ergebnisse schon vor Augen sehen, und dann ist man enttäuscht, wenn es doch ganz anders kommt. Samtosha meint, anzunehmen, was sich ergeben hat, die Dinge so zu nehmen, wie sie eben sind. Anstatt über Misserfolge zu jammern, kann man sie auch annehmen und aus ihnen lernen. Samtosha meint auch, sich nicht mit anderen zu vergleichen.
3. Tapas
Tapas bedeutet im Sanskrit etwa den Körper "erhitzen": gemeint ist, den Körper gesund und fit zu halten. Disziplin und Ausdauer beim regelmäßigen Üben der Asanas und sich des "Abfalls" im Körper durch "Verbrennung" (Anfachung des inneren Feuers / Agni) zu entledigen. Dazu gehört auch Achtsamkeit gegenüber den Essgewohnheiten. Aufmerksames Üben des Körpers, Achtsamkeit beim Essen und bewusstes Atmen werden als Hilfen gegen die Ablagerung von "Schlacken" betrachtet, worunter nicht nur z.B. Giftstoffe der Nahrung zu verstehen sind, sondern auch der ganze "Psychomüll" der verdrängt wird und sich ansammelt.
4. Svadhyaya
Sva bedeutet im Sanskrit "selbst", "zu mir gehörig" - adhyaya bedeutet im Sanskrit Untersuchung, Erforschung, "an etwas nahe herangehen". Svadhyaya ist also Selbsterforschung, Reflexion - sich selbst näher kommen. Das eigene Denken und Handeln soll beobachtet und kritisch hinterfragt werden, um so insgesamt bewusster zu werden. Ein weiterer Aspekt von svadhyaya ist das "Studium der alten Texte", denn gemäß der Lehre sollte man sich nicht immer um sich selbst drehen, sondern braucht Bezugspunkte: Das kann die Bibel sein, das Yoga-Sutra, die Bhagavad-Gita, die Veden und Upanishaden oder andere Überlieferungen und Texte mit spirituellem, philosophischem oder religiösem Hintergrund.
5. Ishvarapranidhana
Ishvarapranidhana bedeutet im Sanskrit die Hinwendung zu Gott oder auch Gottvertrauen. Es genügt, zu wissen, dass man sein Bestes getan hat: Den Rest kann man dann getrost in Gottes Hände legen. Oft zweifeln Menschen, haben Ängste, fürchten sich vor der Zukunft: ishvarapranidhana bedeutet, sich von Ängsten und Zweifeln zu befreien und einfach zu wissen, dass Gott es gut mit uns meint und den richtigen Weg weiß. Wunschlosigkeit, weil Gott viel besser weiß, was wir wirklich brauchen.
Literatur
T.K.V. Desikachar: Yoga - Tradition und Erfahrung Verlag Via Nova, ISBN 3-928632-00-0
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